Lange nichts mehr über Musik geschrieben.
Daughters – der Name sagt’s schon – ist ein Herrenquartett aus den Vereinigten Staaten, das vor ungefähr drei Jahren sein viertes Studioalbum „You Won’t Get What You Want“ (Amazon.de, TIDAL) rausgebracht hat. Wie immer habe ich keine Ahnung, was das für ein genre sein soll, und würde daher zunächst die Postpunkkarte zücken, wenngleich der mitunter dominant stampfende Rhythmus („Satan in the Wait“) vor dem geneigten Hörer den Industrial nicht zu verstecken imstande ist; im selben Stück ist insbesondere in der zweiten Hälfte auch Pink Floyds „Echoes“ nicht fern. Industrial Psychedelic Post Punk. Schön.
Laut Internet stellt „You Won’t Get What You Want“ eine Abkehr vom bisherigen Stil der Band dar, was insofern hier zumindest erwähnt werden sollte, weil ich zuvor mit dem Werk von Daughters keinerlei Begegnung gehabt zu haben behaupten könnte. Das ist eigentlich auch ganz gut, unvoreingenommener Umgang mit der Musik einer Band hilft sehr bei der jeweiligen Beurteilung. (Vielleicht ist das der Grund für den Titel des Albums?) Das neue Album der Die Ärzte habe ich aus einem ähnlichen Grund zwar bereits im Regal stehen, aber noch nicht mal reingehört; ich kenn’s ja eigentlich schon alles.
Was „You Won’t Get What You Want“ für einen Freund der schrägen Töne – d.h.: mich – überdies besonders interessant macht, ist eben diese stilistische Zerrissenheit, die es mitunter scheinen lässt, als stolperte man durch ein Stück, statt es gradlinig zu durchschreiten („The Flammable Man“).
Selbst der Rausschmeißer (also: das letzte Stück) „Guest House“ lässt bis zum orchestralen outro, das somit auch das Album beendet, in seiner verstörenden Überdrehtheit keinen Zweifel daran, dass ein solches Durcheinander zum Kern der Musik gehört. Derlei tun Daughters aber nicht, weil sie nicht anders könnten; spätere, wiederum postpunknahe Stücke wie „Less Sex“ sind in ihrer Kombination aus Melancholie, Eingängigkeit und einem Video mit Schlangen und einer nackten Frau Belege dafür, dass der „Rolling Stone“ mit seiner Kategorisierung „Noise-Metal-Crew“ ein doch allzu pauschales Urteil gefällt hatte.
Mich ärgert, dass ich Daughters – laut übereinstimmenden Medienberichten nun wirklich kein Geheimtipp – bislang nicht wahrgenommen hatte. Gruselig irgendwie. Passt zum Tag.
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