Wenn jemand – wie zum Beispiel dieser Tage erst ich – sich wenigstens theoretisch dafür interessiert, zwecks besserer Informiertheit von dem Onlineangebot irgendeiner der namhaften deutschsprachigen Zeitungen Gebrauch zu machen, dann muss man das zunächst einmal für sich selbst rechtfertigen: Lohnt es sich, Geld für Medien auszugeben, die man dann, geht es nach den Verlagen, nicht einmal verlinken darf?
Hat man sich dann schließlich trotzdem dafür entschieden, steht die Analyse der verfügbaren Onlineangebote an. Als für mich ganz gute Kriterien haben sich neben nachgewiesener Zuverlässigkeit sowie einer Themen- und Informationsvielfalt, was das Wichtigste an Nachrichten sein sollte, eine nicht allzu plumpe Sprache, ein gut organisierter RSS-Feed, eine erträgliche app mit sinnvoll einstellbaren Benachrichtigungen (also zum Beispiel nicht allzu blöden Eilmeldungen), Werbefreiheit wenigstens nach Zahlung und die zumindest anscheinend auf das Nötigste beschränkte Einordnung des Tagesgeschehens erwiesen. Einordnen kann ich schon allein, danke trotzdem. Schon beim Schreiben dieser Kriterien fällt mir sofort ein halbes Dutzend Tages- und Wochenzeitungen ein, die so was von raus sind.
Geht man nach dem ersten Rausfiltern der besonders eindrucksvoll so verhunzten Quatschblätter statt, wie sonst, bloß überfliegend mit diesem Blick an die einschlägigen Qualitätsmedien heran, so ist man zunächst einmal überrascht. In meinem Fall war es zum Beispiel so, dass dasjenige Nachrichtenportal, dessen gepushte Eilmeldungen mich bisher wenigstens den Anschein von Informiertheit wahren ließen, trotz im sonstigen Brei leider hervorragender RSS-Fähigkeiten – sogar an Kategorien wurde gedacht – abseits dieser Eilmeldungen oft eher billig und vor allem vollgestopft mit Reklame ist, was ich bis heute gar nicht bemerkt hatte. Das passiert, wenn man nur die Überschriften liest. Und was nun?
Manchmal scheitert die Suche schon an meinen technischen Ansprüchen. Die vor noch nicht langer Zeit auch inhaltlich empfehlenswerte, aber inzwischen zusehends flacher argumentierende „ZEIT“, die mich ebenso wie früher das mir dann allerdings doch etwas zu preisintensive „Handelsblatt“ mit einem sicheren Webbrowser nicht immer reinlassen will (ich solle doch bitte das Ausführen von Code zulassen), bietet mir an, ich könne ja gegen ein geringes Entgelt nicht etwa keine, sondern weniger Werbung sehen. Da sehe ich lieber gar keine und suche mir ein anderes Portal.
Die „Neue Zürcher Zeitung“, als Auslandspresse immerhin theoretisch als objektiv hinsichtlich deutscher Innenpolitik anzusehen, ist momentan umstritten, was erst mal nicht schlimm sein muss, aber ich werde es leider in absehbarer Zeit nicht erfahren – auf dem Smartphone (i.e. in der app) bleibt die Ansicht leer. Das sei ein bekannter Fehler, beschied mir der „Leserservice“, und ich solle so lange die Website nutzen; die freilich funktioniert, aber eben dann doch nur die Hälfte von dem bietet, wonach mir der Sinn steht.
Etwas weiter nördlich, bei der „Süddeutschen Zeitung“, zählen zu den zurzeit meistgelesenen Artikeln eine „Meinung“ mit dem Titel „Zwang ist legitim“, eine „Meinung“, dass Donald Trump „jedes Mittel recht“ sei, sowie mehrere Meldungen über Sport (öde) und Fernsehen (fast ebenso öde), davon mindestens eine (ich habe nicht mehr weiter gelesen) als „Meinung“, dass irgendeine Änderung im American Football (öde) „perfide“ sei. Kann man so sehen, kann man auch so schreiben, aber wollte ich ein solches Übergewicht an „Meinungen“ finanzieren, finanzierte ich doch lieber Blogs. (Ob ich Abonnements anbieten sollte?)
Die „FAZ“ schließlich, auch sie hat nur einen sehr schwer zu filternden RSS-Feed (keine Kategorien), hat nicht das preiswerteste Angebot, aber wenn mich erst mal genug Alternativen frustrieren, werde ich irgendwann zum Sturkopf. Auf faz.net bedeutet man mir, ich solle entweder meinen Werbeblocker deaktivieren oder ein „besonderes Angebot“ – das werbefreie Onlineabonnement – annehmen. Der Link zu diesem „besonderen Angebot“ führt zurzeit zu einer 404-Fehlerseite, die ich aber immerhin auch mit eingeschaltetem Werbeblocker sehen kann. Ein testweise abgeschlossenes Probeabonnement – 30 Tage gratis – schaltete in der app zwar alle „F+“-Artikel frei, aber die Website lässt mich trotzdem nicht mit aktivierter Reklameabwehr rein. Das ist zumindest ein positiver Aspekt an kostenlosen Probeabonnements: Man spart schließlich doch noch eine Menge Geld.
Sollte also künftig erneut die Vermutung auftauchen, dass mein hier Geschriebenes lesenswerter wäre, betriebe ich ausnahmsweise mal richtige Recherche: Ich kann nichts dafür – Onlinezeitungen wollen mich nicht als Leser.
Dann eben nicht.
Was, zur Hölle, kann man im Jahre 2020 noch in irgendeinem Medium lesen, das ein Entgelt wert wäre?
Ich lebe in einer knapp 100.000 Einwohner Stadt. Als junger Mensch, in den 1970er Jahren, gab es hier 3 Tageszeitungen.
Eine Zeitung, Original-Produkt der Stadt, stramm auf FDP getrimmt. Die zweite Zeitung, ein Abkömmling eines regionalen Clusters, war CDU lastig, und zu guter Letzt ein Produkt des damals schon großen WAZ-Konzerns, natürlich SPD.
Wann immer die Themen hoch her gingen, sei es die RAF, die Kernenergie oder auch der Nato-Doppelbeschluß, es lohnte sich immer wieder alle 3 Zeitungen zu kaufen, man bekam 3 unterschiedliche Berichterstattungen und in den redaktionellen Kommentaren 3 unterschiedliche Bewertungen.
Heute gibt es nur noch die Heimatzeitung, der komplette Welt‑, Bundes‑, und Regionalpolitische Teil ebenso wie der Hauptsportteil geliefert von Funke-Media, einzig der Lokalteil wird noch hier erstellt.
Dafür bezahl ich nichts.
Zur Zeit nutze ich newstral.de, hier werden aus zig Zeitungen Headlines gelistet. Spätestens nach dem dritten Test weiß man, die Headline ist die Botschaft, da kommt nichts mehr. Verschwendete Lebenszeit von A‑Z.
Die dummen Kinder in den Redakzionen schreiben sowieso nur den Mist von Twitter ab. Warum soll man denen dafür Geld geben?
Selten kommt mal Recherche in mehr als 280 Zeichen vor.
Und sie brauchen oft auch noch 12–48 Stunden dazu um bei Twitter abzuschreiben, bzw. haben irgendwelche Wendungen der Geschichte noch gar nicht mitbekommen während sie gerade den Artikel schreiben.
„Journalismus“