Süffisant kommentierte der „Nachtwächter“ den Unterschied zwischen Musikgenuss und Musikbeschallung:
Ich kann diese verkackten „Parties“ nicht mehr ertragen, deren Veranstalter versuchen, ein politisches Anliegen zu transportieren, aber in Wirklichkeit nur für massenhaft Bier, Schnaps, Kiffecken und hirnlose Funktionsmusik sorgen. Wenn sie wenigstens im Verlaufe einer solchen Nacht nur für zehn Minuten die Frage in den Raum würfen, was es denn eigentlich zu feiern gibt!
Wo’a Recht hat, hat’a Recht, und - das Politische jetzt einfach mal beiseite geschoben - ich finde den Term der hirnlosen Funktionsmusik tatsächlich treffend.
Was darf sich Mitmensch Musikfreund darunter vorstellen? „Pop“ ist die falsche Antwort, Pop ist zwar meist hirnlos, erfüllt aber auch außer Gewinngenerierung keine Funktion. Nun, partytaugliche Musik dient in der Regel nicht dem Transport weiser Weisen. Musik aus der Flasche dem Computer, die immer irgendwie ähnlich klingt (dazu unten mehr), soll nicht den Geist, sondern die Körperfunktionen anregen; vermutlich den Brechreiz.
Ich bin ja, unglücklich zustande gekommene soziale Kontakte tragen die Schuld, durchaus bewandert in der Welt solcher Klänge. Bevor ich einen Musikgeschmack hatte, gefiel mir so manches auch aus ihr; viele meiner ersten CDs stammten von „Künstlern“ namens DJ Tonka, DJ Motte und dergleichen. DJ Bobo mochte ich aber damals schon nicht besonders. Ebenso besitze ich bis heute eine Kopie des „Flat Beats“ von Mr. Oizo, der schon im vorletzten Jahrzehnt den allseits als innovativer Musikstil gepriesenen Dubstep vorwegnahm. In Deutschland nicht verfügbar.
Dubstep, das konnte ich als jemand, der Diskotheken normalerweise nicht mal von außen sehen will, bislang in Erfahrung bringen, ist allgemein ein herausragendes Beispiel für Musik, deren einziger Zweck das Funktionieren ist:
DJing und EDM (Electronic Dance Music) heißt für mich: Wie schnell können wir neue Musik rausbringen? Und wie schnell können wir sie den Leuten zeigen? (…) Wenn es elektronisch ist, wenn du zu tanzen kannst - es könnte alles sein in Zukunft.
Skrillex
Neben dieser EDM hat vor allem auch EBM, „elektronische Körpermusik“, eine gewisse Bekanntheit erlangt. Dazu gehören Staubkind ebenso wie zumindest Nachtmahr und Combichrist:
Der Stil trägt seinen Namen zumindest mit Recht. Funktionsmusik. Die Konsumenten hören sie entweder, weil sie nicht gefragt wurden, oder, weil sie sich Bewegung erhoffen, die sie ohne sie nicht mit genügend Überzeugung bekämen. Zappeln macht mehr Spaß, wenn andere mitzappeln. Nur wem?
Dabei unterscheidet sich die Funktionsmusik EDM/EBM insofern von der Nichtfunktionsmusik Pop, als letztere außer Hintergrundrauschen keine unmittelbare Funktion auf den Hörer ausübt. Warum sich Menschen, die Musik machen können, selbst in diese Rolle zwängen, ist mir nicht ganz klar. Wird wohl das Geld sein. Gibt es auch Ausnahmen? Natürlich: Den Jazz. Da soll keiner tanzen, den zahllosen Jazztanzgruppen sei’s trotzdem verziehen. Dann sitzen die Mädchen wenigstens nicht den ganzen Tag nur doof vor ihrem iPad rum, sondern hören gute Musik; obwohl Miles Davis natürlich auch nur langweiliges Getröte gemacht hat. (Weitere Ausnahme: Avantgardemusik. „Musik um der Musik Willen“, nicht, um irgendjemandem etwas zu beweisen. Aber die versteht wieder keiner.)
Ich weiß nicht, ob es schon positive wissenschaftliche Erkenntnisse über die Frage gibt, ob Funktionsmusik blöd oder wenigstens rammdösig macht. Angehörs der Diskussionskultur zwischen Hörern dieser Art von Beschallung ist ein Zusammenhang jedenfalls nicht auszuschließen.
Zum Glück habe ich Kopfhörer, die ich nicht nur als Accessoire um den Hals trage.
Acme has a very simple mouse interface, the first button selects text, the second button selects text, and the third button also selects text.
Kann man sich merken.