Was mir sämtliche mir aufgefallenen politischen Demonstrationen für die Freiheit der letzten Monate – ob von Piraten, NGOs oder irgendwelchen „Anonymous“-Gruppen organisiert – ja auch gezeigt haben, ist, dass die Leute vergessen haben, wofür sie gekämpft haben. Schritt 1: warte, bis sich andere aufregen! Schritt 2: reg‘ dich auf! Schritt 3: setz‘ eine Maske auf! Schritt 4: entfällt. Ich würde ja gern was tun, aber im Fernsehen kommt heute Tatort. Zum Demonstrieren muss man ja dank Mumble nicht mal mehr das Haus verlassen.
Ihr kriegt nicht mal einen verschissenen Innenminister aus dem Amt gejagt, obwohl er es verdient hätte wie kaum einer vor ihm. Wir sind das Volk, und das Volk sitzt halt gern auf dem Sofa rum. Es wird kälter, nicht nur draußen. Da holt man sich doch schnell eine Erkältung. Aber der gute Wille zählt bekanntlich, er gibt euch das behagliche Gefühl, dass ihr ja könntet, wenn ihr wolltet.
Die Regierung macht das schon. Keine Sorge. Es ist alles in Ordnung. Das Geräusch, das ihr hört, ist der nagende Zweifel. Dreht einfach den Fernseher lauter.
Wann wird man je versteh’n?
Marlene Dietrich
Twitter-Avatar ändern für die Freiheit!
Aha, die Leute sollen sich also aus dem Sofa erheben, nach dem sie mehrheitlich die CDU gewählt haben?
Sicher, es wurde die Merkel gewählt (die Mutti der Nation) und nicht die CDU und deren Inhalte. Aber auch, unserer parlamentarischen Demokratie folgend, wurde Friedrich als Innenminister gewählt.
Finde ich genauso Scheiße wie Du – aber in welch‘ naiven Welt lebst Du denn, dass gegen den Bauerntölpel Friedrich Demonstranten auf die Straße gehen?
Wenn sich hierzulande keiner mit der menschenverachtendenden Verfolgungsbetreuung von Hartz-IV-Empfängern auseinandersetzt – dies bestenfalls egal ist, schlechtestenfalls so gewollt – wer geht dann für die Integration von Flüchtigen aus Afrika auf die Strasse?
Wenn die Angehängten zur Wahl gegangen wären, sähe es schon anders aus.
Wenn sich die Nicht-Abgehängten sich nicht mit der Flat-Rate (ohne sie zu benutzen, um sich zu informieren) begnügen würden, dann auch.
Durch langwierige Propaganda wurde es erreicht, dass wir uns alle als Einzelkämpfer sehen. Die, die weniger verdienen als wir, sind unser Feind, weil wir sie unterstützen müssen, und die die mehr verdienen sind unser Feind, weil sie erfolgreicher sind als wir.
Wir sind alle medial zugerichtete Einzelkämpfer!
Wir denken nur an uns, an unseren Status-Quo. Hungernde durchfüttern, heißt eigenen Reichtum abgeben. Hungernde sind eine Bedrohung für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Konkurrenz ist die Triebfeder unseres Handelns. Diese Lektion haben wir brav gelernt.
Solidarität ist out – schadet uns nur, das haben wir ebenfalls gelernt.
Nach unten treten und nach oben beten. Konkurrenz gegen unten, statt gegen oben!
Wir haben das, was uns vorgekäut wurde, brav gelernt.
Und genau deshalb gehen wir auch nicht auf die Strasse.
Grüße,
Duderich
Richtig. Und was tust du dagegen?
Hallo?
Ich schreib mir hier den Wolf und Du kommentiest:
‚Richtig. Und was tust Du dagegen?‘
Ganz toll: Keine Meinung bezogen, keine Argumente formuliert, aber direkt mal Rechtfertigung eingefordert!
Was ich ‚dagegen tue‘?
Fair-Trade-Kaffee kaufen, Bäume umarmen, und versuchen, Leuten wie Dir, mehr als altkluge Einzeiler zu entlocken…
Moment, Moment! Ich fordere nichts ein, schon gar keine Rechtfertigung. Mir scheint nur, mein subtiler Aufruf zu mehr Revolution und weniger Eierschaukeln (alternativ: zu mehr Revolution beim Eierschaukeln) war allzu indirekt formuliert, wenn ich deinen Kommentar nicht allzu falsch verstand.
„Wir sind“ ist insofern, pardon!, schon mal ein ganz doofer Satzanfang.
Das Problem zu erkennen ist ja auch nur Schritt 1 des richtigen Wegs. (Gesprächiger bin ich nachher wieder – erst mal ’ne Mütze voll Schlaf hinter die Binde kippen oder wie das heißt.)
Deinen Schlaf gönne ich Dir natürlich – werde diesen auch bald antreten.
Schritt eins, ist erstmal zu erkennen, das hier einiges kolossal falsch läuft.
Schritt ZWEI, wäre, sich Gedanken zu machen, wie man diese Entwicklung bremst, oder besser, entgegenwirkt.
Mein (erster) Vorschlag wäre, zu definieren, wie viel Reichtum ein sorgloses Leben garantiert (egal auf welche ‚Leistung‘ es basiert).
Um mal eine schnöde Zahl in den Raum zu werfen:
Brauch jemand mehr als 20 Millionen um sich alle Wünsche zu erfüllen, die mit Geld zu kaufen sind (außer politischer Einflussnahme?)
Warum sollte man Menschen mehr Reichtum zubilligen, als dass sie brauchen um sich jeden (materiellen) Wunsch zu erfüllen?
Was wäre, wenn sich die mittlerweile unzähligen Milliardäre mit 20 Millionen begnügen müssten?
Was wäre, wenn der Rest ihres Reichtums (den sie sich sicherlich nicht mit eigener Hände erarbeitetet haben) der Solidargemeinschaft zu fiele?
Das wäre der DRITTE Schritt, unter dem keiner wirklich leiden müsste, viele aber davon profitieren würden.
Weitere Schritte müssten selbstverständlich folgen!
Danke, das ist sehr nett.
Erledigt.
Danach endet allerdings meine Zustimmung. Ist die Geldmenge das, was uns momentan am meisten Sorgen machen sollte? Ich behaupte: Geld ist es nicht, was die Gesellschaft so verdorben hat.
@tux:
Geld ist die Verteilung geronnener Besitzverhältnisse.
Dass die Ökologie außerhalb dieser Maßstäbe funktioniert, weiß ich schon.
Dummerweise beeinflusst die Ökonomie die Ökologie im sehr großen Masse. Regenwälder werden aus ökonomischen Gesichtspunkten abgerodet (nur eins unzähliger Beispiele).
Anders als Du denke und glaube ich schon, dass Geld uns verdorben hat.
Dabei sollte man ‚Geld‘ nicht seperat betrachten:
Geld steht für die Einlösung von Konsumbedürfnissen. (Bedürfnisbefriedigung).
Geld steht für die Möglichkeit der politischen Einflussnahme (Lobbyismus, Bestechung).
Streng genommen ist es natürlich nicht Geld, welches unsere Gesellschaft verdorben hat. Genau genommen ist es der Kapitalismus, der Geld auf jenen Wert erhebt, eine Gesellschaft verderben zu können.
http://www.youtube.com/watch?v=k25wI_TiYuU

Ach, das Geschwätz Einzelner immer.
Dein Fazit ist zutreffend: Der Kapitalismus „ist schuld“. Nur: Sein Gegenteil wäre der Sozialismus. Der hat schon mal nicht funktioniert in Deutschland.
Was tun?