Na, klebtet ihr heute auch alle vor dem Fernseher, um zu wissen, ob das Kind der einen Engländerin da alle Gliedmaßen an der richtigen Stelle trägt? Ich verfolge das jetzt nicht aktiv, aber ich bin mir ziemlich sicher, es ist ein Mensch.
Dafür zahlt man doch gern Gebühren, nicht? Natürlich ist diese Art der Berichterstattung jetzt kein leuchtendes Beispiel für Qualitätsjournalismus, denn zu den Pflichten eines Journalisten, dessen hehre Aufgabe die Recherche zum Schutz der Bürger vor Lügen sein sollte, gehört das Schüren von Emotionen wahrlich nicht. Eine kleine Gruppe von Menschen, die versucht, mittels rhetorischer Kniffe die Emotionen der Bürger eines Landes in die gewünschte Richtung zu lenken („OH-MEIN-GOTT-ES-IST-EIN-KIND-DAS-IST-SO-EIN-FREUDIGES-EREIGNIS“), unterscheidet nämlich genau was von einer kleinen Gruppe Populisten (wie damals den ollen Goebbels, nur ohne das mit dem Krieg)? Tja nun, nicht viel.
Dies sollte ein Bürger aber eigentlich wissen, so lange er noch mündig und im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist. Zwar kann niemand dazu gezwungen werden, sich ein Bild darüber zu verschaffen, was in der Welt um ihn herum geschieht, aber einem jeden Menschen sollte diese Möglichkeit unbenommen bleiben. Boulevardmedien sollten niemals die hauptsächliche Informationsquelle für einen Menschen sein (wohl aber meinethalben Unterhaltungsquelle).
In einem Forum fand ich dieser Tage diese folglich erschreckende Haltung:
Wenn die Medienlandschaft aber keine intelektuellen (sic) Meßlatten mehr anbietet bzw. auf nachts um 2 verlegt, weil die Werbehuren nach Quote bezahlen und die Menschen im Fernsehen nur noch gegenseitige Missachtung, „Kastisierung“ und Demütigung erleben und auch in ihrem Umfeld keine anderen Maßstäbe mehr finden bzw. jeglicher Versuch dann auch noch zunichte gemacht wird (Bildung ist uncool, Mobbing), dann kann es für den Einzelnen extrem schwer sein, sein mögliches Potential auszuschöpfen.
Kurz gesagt: „Ich würde mich ja bilden, aber im Fernsehen kommt gerade nur Hirnbrei“.
Die Medien informieren über das, was die meisten Menschen interessiert. Nachwuchs von irgendwelchen Briten, hinter einem Ball herlaufende oder im Kreis fahrende Deutsche, gelegentlich auch mal „zu Hülf‘, wir werden alle überwacht“, dann aber ohne Lösungsvorschläge, sondern als Stimmungsanreiz. Hier, die Welt um euch herum ist kaputt, aber guckt euch doch mal das süße Kind an.
Gerade in einem Wahljahr zeigt sich die hässliche Fratze des Journalismus‘: Kleinste vermeintliche Probleme der Parteien – nicht natürlich der Partei, die im Aufsichtsrat des jeweiligen Senders einen gewissen Einfluss zu nehmen vermag, denn so vorausschauend ist Mitmensch Journalist dann doch noch – werden aufgebauscht, Tenor: Guckt mal, die kann man doch niemals wählen! Wahlempfehlungen auszusprechen ist aber nicht die Aufgabe eines Journalisten, und ein Journalist, der solches versucht, sollte unehrenhaft entlassen werden und künftig zu ehrlicher Arbeit verdonnert werden. Journalisten, die Edward Snowden für seinen Mut preisen (was ebenfalls nichts ist, was ein Journalist tun sollte), sollten diesen Mut zumeist erst einmal selbst besitzen.
Ach, wenn es doch nur unabhängige Medien gäbe! Wenn doch nur jemand eine technische Vorrichtung ersänne, mithilfe derer jeder Mensch auf politische und gesellschaftliche Missstände hinweisen kann, ohne Journalist zu sein! – Oh, die gibt es schon? Hm. Hier, guckt euch doch mal das süße Kind an.
„Auf RTL kommt nur Mist, darum kann ich mich nicht informieren.“
Lasst euch einpökeln.
Jehova! Jehova!
Gut gebrüllt, Löwe, danke für diesen Kommentar.
Schade, dass wieder nur „endlich sagt’s mal einer!“ applaudiert wird, statt es selbst zu sagen.
Ich mag PökelWurst.
und, wie is das Spiel nu ausgegangen? Männlein oder Weiblein?
Nicht gesehen.