Nerdkrams
Das fort­schritt­lich­ste Betriebs­sy­stem der Welt

(Vor­be­mer­kung: Im Fol­gen­den zer­pflücke ich App­les neue­stes Betriebs­sy­stem. Etwa­ige Mac-OS-X-Apo­lo­ge­ten bit­te ich von Bekeh­rungs­ver­su­chen Abstand zu nehmen.)

Wäh­rend Micro­soft zu Linux‘ Zwan­zig­stem sich lei­sen Sti­che­lei­en hin­gibt, haut man bei Apple mit gro­ßem Getö­se und Tam­tam auf den Putz und stellt außer dem neu­en „Mac mini“ – ohne opti­sches Lauf­werk, wer braucht schon DVDs? … – auch das pas­sen­de, nur als Down­load erhält­li­che neue Mac OS X vor (Leu­te mit lang­sa­men Inter­net­ver­bin­dun­gen sind Ste­ve Jobs anschei­nend zuwi­der), sei­nes Zei­chens das „fort­schritt­lich­ste Com­pu­ter-Betriebs­sy­stem der Welt“ und somit Win­dows und Linux selbst­ver­ständ­lich haus­hoch überlegen. 

Gut, die Neue­run­gen hau­en einen Win­dows­nut­zer jetzt nicht unbe­dingt vom Hocker, sei­en es die klei­nen

Prak­tisch an OSX Lion ist die Son­der­zei­chen­ein­ga­be: Ein­fach die Taste „a“ gedrückt hal­ten und schon kommt ein Popup mit „äâàá­æãå?“ zur Wahl. (Kann ac’ti­vAid seit Jah­ren, stel­le ich mir aber auch eher stö­rend vor, A.d.V.)

… oder die etwas grö­ße­ren Neue­run­gen:

Mul­ti-Touch Gesten (sic!) ver­än­dern die Art, wie du mit dei­nem Mac inter­agierst, denn sie machen alles intui­ti­ver und direk­ter. Und in Lion gibt es jede Men­ge Multi-Touch.

Die Bedie­nung der Ober­flä­che (…) von Win­dows 7 mit Mul­ti­touch-Gesten ist (…) möglich.

(Eine kur­ze Zwi­schen­be­mer­kung: Ich füh­le mich als poten­zi­el­ler Kun­de nicht ernst genom­men, wenn mich ein seriö­ses Unter­neh­men jovi­al duzt; so als wäre man ange­kom­men in einer aller­dings nicht son­der­lich gehei­men Bru­der­schaft, nur weil man Mac OS X nutzt. Ande­rer­seits: Ist man ja irgendwie.)

OS X Lion bie­tet system­wei­te Unter­stüt­zung für fan­ta­sti­sche Voll­bild­apps, die jeden Zen­ti­me­ter dei­nes Mac Dis­plays nut­zen. Du kannst sogar meh­re­re Voll­bild­apps gleich­zei­tig öff­nen – zusam­men mit ver­schie­de­nen Apps in Standardgröße.

Win­dows bie­tet system­wei­te Unter­stüt­zung für das Drücken von F11.

Ein­mal auf dem Track­pad strei­chen, schon zoomt dein Schreib­tisch zu Mis­si­on Control.

Bei Kol­le­gen, die sich arbeits­be­dingt mit einem Mac her­um­pla­gen müs­sen, durf­te ich schon des Öfte­ren bewun­dern, wie prak­tisch es ist, dass jede unbe­dach­te Bewe­gung irgend­wel­che Ani­ma­tio­nen aus­löst, die man gera­de gar nicht gebrau­chen kann. „So, ich klicke mal hie-NEEEEEEIN!“

Wie im App Store auf dem iPad kannst du im Mac App Store in tau­sen­den kosten­lo­sen und kosten­pflich­ti­gen Apps stö­bern und sie laden.

Außer, Apple gefällt irgend­was nicht, zum Bei­spiel Homo­se­xua­li­tät oder die GPL oder kon­ser­va­ti­ves Chri­sten­tum oder auch ein­fach nur die finan­zi­el­le Knapp­heit des Anbie­ters, denn dann hat sich das mit dem Laden schnell erledigt.

Klick ein­fach auf das Launch­pad Sym­bol (sic!) im Dock. Dann (…) erscheint eine bild­schirm­fül­len­de Über­sicht dei­ner Apps. Jetzt kannst du dei­ne Apps ord­nen, wie du willst, sie in Ord­ner grup­pie­ren oder auch ganz ein­fach von dei­nem Mac löschen.

Unter Win­dows heißt das seit 1994 übri­gens „Start­me­nü“.

Mit der Resu­me-Funk­ti­on kannst du dei­nen Mac neu star­ten und die vor­he­ri­ge Arbeit sofort wie­der auf­neh­men – alle Apps sind genau da, wo sie vor­her waren.

Win­dows kennt – sofern mich mei­ne Erin­ne­rung nicht täuscht – seit min­de­stens „Win­dows Me“, also seit min­de­stens Sep­tem­ber 2000, die Funk­ti­on „Ruhe­zu­stand“. Akti­viert man ihn, erscheint beim näch­sten Hoch­fah­ren des Rech­ners der Text „Win­dows wird fort­ge­setzt“ auf dem Bild­schirm, und man fin­det sei­ne Arbeits­flä­che so wie­der, wie man sie ver­las­sen hat; was damit natür­lich nichts zu tun hat, ich ver­ste­he schon.

„Ver­sio­nen“ ist ein neu­es Fea­ture, das den Wer­de­gang dei­ner Doku­men­te auf­zeich­net, Schnapp­schüs­se davon erstellt und sie den neue­sten Ver­sio­nen in einer leicht durch­such­ba­ren Zeit­lei­ste gegenüberstellt. (…)
„Auto­ma­tisch sichern“ in OS X Lion sichert auto­ma­tisch – wäh­rend du arbei­test, wäh­rend du Pau­se machst und alle fünf Minu­ten. Lion sichert nur die Ände­run­gen an dei­nem Doku­ment, anstatt zusätz­li­che Kopien zu erstellen.

Win­dows (ab Vista, A.d.V.) legt (…) jeden Tag Schat­ten­ko­pien der ver­än­der­ten oder neu ange­leg­ten Datei­en an. Dabei han­delt es sich prak­tisch um Sicher­heits­ko­pien, in denen alle Ver­än­de­run­gen an einer Datei fest­ge­hal­ten wer­den. (…) Der Clou: Schat­ten­ko­pien ver­brau­chen kaum Platz, da Win­dows hier nur die Ver­än­de­run­gen zum Ori­gi­nal speichert.

Und das Mail­pro­gramm („Mail“, pri­ma Name, nich­wahr?) haben sie auch so fort­schritt­lich gemacht wie zuletzt, ähm, Mozil­la Thunderbird:

(…) wird eine Nach­richt auf dem gan­zen Dis­play gezeigt

Wie sonst – etwa nur auf einem Teil des Displays?

Das Fea­ture „Kon­ver­sa­tio­nen“ zeigt Nach­rich­ten zum sel­ben The­ma in einer ele­gan­ten Übersicht

Das sieht dann ein biss­chen aus wie Goog­le Mail angeb­lich aus­sieht (unser­eins, der meh­re­re Mail­kon­ten ver­wal­ten muss, hält sich von der­lei in der Regel fern) und wie man es für Thun­der­bird längst nach­rü­sten kann, aber, Apple, dass zusam­men gehö­ren­de Nach­rich­ten auch irgend­wie bei­ein­an­der ange­zeigt wer­den, das war schon ganz frü­her im Use­net so, und gera­de in regen Dis­kus­sio­nen mit mehr als zwei Teil­neh­mern ist es viel­leicht hilf­reich, eine Art Baum­dar­stel­lung wie schon ganz frü­her im Use­net und seit Jah­ren in Thun­der­bird nut­zen zu kön­nen, aber das ist eben nicht shi­ny, nicht flat, und das ist es doch, wor­auf es bei Apple ankommt: Zu flach kann es gar nicht sein.

Die Ser­ver App – neu in Lion Ser­ver – ent­hält einen Syste­mas­si­sten­ten, der Benut­zer Schritt für Schritt durch die Kon­fi­gu­ra­ti­on des Ser­vers führt.

Für ein Unter­neh­men, das vor­geb­lich kin­der­leich­te Bedie­nung pro­pa­giert, ist es natür­lich schon bemer­kens­wert, dass so etwas als Neue­rung geprie­sen wird, ver­läuft doch die Instal­la­ti­on etwa eines Win­dows Home Ser­vers schon seit Jah­ren auf die­se Wei­se, mitt­ler­wei­le (Win­dows Home Ser­ver 2011) sogar in gro­ßen Buch­sta­ben mit „Erste Schrit­te“ beschrif­tet. Wie man das unter den Vor­gän­ger­ver­sio­nen von Mac OS X Ser­ver gelöst hat, wür­de mich dann aber doch schon ein biss­chen inter­es­sie­ren; schon aus histo­ri­schen Grün­den. Wer weiß mehr?

Der Fort­schritt jeden­falls, wie man unschwer erken­nen kann, ist nicht auf­zu­hal­ten. Er nimmt gar in einem der­ar­ti­gen Tem­po an Geschwin­dig­keit zu, dass er sich selbst über­holt. Dass wir Win­dows­nut­zer dabei auf der Strecke blei­ben und auf all die Seg­nun­gen der schö­nen neu­en Fort­schritts­welt ver­zich­ten müs­sen, war absehbar.

Aber scha­de ist es natür­lich schon.

Senfecke:

  1. Wer heut­zu­ta­ge auch nur einen ein­zi­gen Cent für ein Betriebs­sy­stem aus gibt, dürf­te mit dem Klam­mer­beu­tel gepu­dert sein. Des­halb habe ich gera­de ent­schie­den, die­ses Note­book nicht zu kau­fen, nur um es nach­träg­lich mit Linux auszurüsten.

    • Wer sich Medi­on-Note­books, deren Zukunfts­fä­hig­keit noch frag­wür­di­ger ist als die des Beru­fes des Juri­sten, zu kau­fen gedenkt, ist selbst schuld. Klam­mer­beu­tel, quasi.

      Übri­gens betrach­te ich es durch­aus als ange­mes­sen, für Qua­li­tät zu bezahlen.

      Was die Häk­chen betrifft, so instal­lier­te ich gestern eine neue Ver­si­on des Plug­ins. Kann sein, dass dabei etwas kaputt ging; wer­de das bei­zei­ten testen.

  2. Übri­gens betrach­te ich es durch­aus als ange­mes­sen, für Qua­li­tät zu bezahlen.

    Darf man davon aus­ge­hen, dass das Du die­se Aus­sa­ge auch gera­de für Dich selbst in Anspruch nimmst? Gilt die­se Aus­sa­ge auch aus­nahms­los für Dei­ne bereits erhal­te­ne Software?

  3. Selbst­ver­ständ­lich – jeden­falls für die­je­ni­ge Soft­ware, die einen Kauf bedingt und die ich regel­mä­ßig ein­set­ze. Und ich hin­ter­las­se gern auch Spen­den für Pro­jek­te, die eigent­lich nichts kosten, die aber jeden Cent extra wert sind.

  4. Falls das dein ein­zi­ger Ein­wand ist: Mit Goog­le Mail kannst du Mails aus ande­ren Mail­bo­xen (smtp/pop) auto­ma­tisch regel­mä­ßig abru­fen las­sen und eben­falls (auf wunsch via smtp, andern­falls fake) versenden.

  5. Nein, gegen Goog­le Mail hätt ich Aber­tau­sen­de Ein­wän­de vor­zu­brin­gen. Web­mailer kön­nen kein Off­line zum Bei­spiel. Goog­le durch­for­stet mei­nen pri­va­ten (!) Schrift­ver­kehr auf ver­wert­ba­re Stich­wör­ter zum Beispiel.

    Ach, super – Goog­le Mail als Aggre­ga­tor? Das trägt sicher sehr zur Über­sicht der „Inbox“ bei.

  6. Der ein­zie­ge unter­schied ist bei Appel funk­tio­niert das genann­te auch.. bei win­dows löst jede „Zusatz­funk­ti­on“ mehr oder weni­ger ’nen free­ze aus.. spä­te­stens nach­dem ich win­dows 3 Wochen ohne neu­in­stal­la­ti­on nutze..
    Mac’s funk­tio­nie­ren ein­fach.. wer nicht mit klar kommt Solls las­sen und wei­ter dem Win­dows Grup­pen­zwang folgen…

  7. Ah, schau an – Apple-Jün­ger ver­ir­ren sich hier­her. Ich füh­le mich geehrt.
    Ich fra­ge mich aber schon, wie blöd man sich ver­hal­ten muss, wenn man „nach spä­te­stens drei Wochen“ repro­du­zier­bar das System vernichtet.

    Win­dows lässt dem Benut­zer halt vie­le Frei­hei­ten, das kennt man als Äppel­kopp nicht so – aus gro­ßer Macht folgt gro­ße Verantwortung.
    Da setzt man sich lie­ber vor sei­nen „opti­mal ein­ge­stell­ten“ Mac, da will man nix ändern – und selbst, wenn man es woll­te, könn­te man es nicht in die­sem Maße.

    Win­dows über­for­dert eben manche.

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