Indonesien hat über 275 Millionen Einwohner, viele von ihnen tragen nur einen Namen, denn Familiennamen sind dort weder vorgeschrieben noch erblich. Äthiopien, Eritrea und Island – drei Länder, die ich schon immer (jedenfalls seit vorhin) mal im selben Kontext nennen wollte; wieder etwas von der Zu-erledigen-Liste abgehakt! – verzichten ebenso auf klassische Familiennamen, da kommen ein bis zwei Vornamen von lebenden oder toten Vorfahren hinten dran und damit ist das erledigt. So ist noch erkennbar, wie der Vater und/oder die Mutter heißt, aber zwei bis drei Generationen nach der Namensvergabe spielt das gar keine Rolle mehr. Warum sollte es auch?
In Deutschland hingegen ist es nicht möglich, seinen Familiennamen ersatzlos zu streichen, und auch ein Wechsel (wenn nicht gar, wie in den eingangs genannten Beispielen, ein Auslaufen) des Familiennamens ist – wenn man nicht gerade ein Freund des ausgedienten Beziehungsmodells Ehe ist – nur schwer möglich; man sollte ein Gutachten für eine psychische Beeinträchtigung im Fall der Beibehaltung des Nachnamens beifügen oder hat wahrscheinlich Pech gehabt.
Die nationalsozialistische Herkunft dieser Regelung ist ein ganz besonders putziger Umstand, dem nachzugehen hier aber zu weit führen würde. In einem Gespräch über eigentlich andere Themen teilte man mir gestern mit, die Notwendigkeit von nicht beliebig veränderbaren Nachnamen sei schon sinnvoll, denn damit könne man eine Person sicher identifizieren. Statistisch gesehen gibt es in Deutschland mehr als drei Andreas Müllers, aber die bekommen trotzdem (manchmal – man kennt’s ja von der Post) die korrekten Briefe und Pakete. Wie machen sie das?
Deutschland hält weiter am Konzept des unveränderlichen Patronyms fest, südlich Frieslands aber noch nicht einmal auf die charmant-historische („Werner Wernersen“, Kenner sind entzückt), sondern auf die albern-behördliche Art: Man muss zum Beispiel Schmidt heißen, weil einer der Vorfahren beruflich Dinge schmiedete und es verboten ist, das nicht mehr zeigen zu wollen. Da kommt man nur mit einer Hochzeit raus. Das muss diese moderne Gesellschaft sein, von der alle reden. – In Deutschland heißen Männer entweder „Sohn von“ oder „Schwiegersohn von“, Frauen hingegen „Tochter von“ oder „Schwiegertochter von“. Manchmal gibt es auch Doppelnamen für diejenigen, die sich nicht entscheiden können, ob sie sich lieber als den Nachkommen oder als den Schwiegernachkommen der Namensgeber anreden lassen möchten. Das Individuum ist unerheblich.
Freiheit ist eine Verpflichtung, kein Recht.
Benito Mussolini
Es wird derzeit viel (vor allem verbaler) Aufwand betrieben, damit das eingetragene Geschlecht und der eingetragene Vorname leichter geändert werden können. Aber warum eigentlich nur der Vorname?
Was haste denn gegen „Tux“ ? Ist doch
en schööner Naame.….
Man muss doch nich immer wegen jeder
Kleinigkeit zum Amt rennen.
Deine Eltern werden sich schon was dabei
gedacht haben.
Ich habe echt das großartigste Publikum. Wirklich.
Dass all die Bauers, Müllers, Schmieds, die Grafs und Herzogs usw. so heißen, weil sie einen solchen irgendwo in ihrer Ahnenreihe als Vorfahr haben, scheint plausibel. Hier fragt man sich freilich zurecht, warum so viele Leute Pfaff heißen oder Bischof, oder gar Papst?