Es ist in denjenigen Zirkeln, in denen ich mich virtuell aufzuhalten pflege, geradezu ein Heidenspaß: In Templin – Nordbrandenburg, fast 16.000 Einwohner, davon vermutlich 15.000 Kühe – dürfen zusätzlich zu den blöden Hinweisschildern, wann denn die wenigen verbliebenen Anhängern der überkommenen Weltanschauung „Christentum“ ihr dämliches Bimmbamm zelebrieren werden, künftig auch Ankündigungen für „Nudelmessen“ hängen, also quasireligiöse Veranstaltungen der „Pastafari“.
Die „Pastafari“, man mag’s eigentlich gar nicht erklären, halten sich für eine „Religionsparodie“, gehen dabei aber deutlich weniger interessant (weil plumper) zu Werke als die Diskordianer. Ihr höchstes Wesen ist das fliegende Spaghettimonster und obwohl sie Außenstehenden, die ihren verbissenen Ernst in der Ausübung dieser „Parodie“ erwähnen, gegenüber selten müde werden zu bekräftigen, dass sie das gar nicht ernst meinen, ist ihr Verhalten kaum als Scherz zu erkennen. Das Nudelsieb als Kopfbedeckung ist ja auch nicht merklich beknackter als Frauenkleider an einem Mann, der klassische Rollenbilder predigt.
Man betrachtet es in diesen Kreisen jetzt jedenfalls als Sieg, dass der Religionsfreiheit nicht etwa dadurch Genüge getan werde, dass man Religionsreklame im öffentlichen Raum ganz abmontiert, sondern dadurch, dass man selbst auch welche anbringen dürfe. Wie nennt man diese Herangehensweise eigentlich – Entsäkularisierungsappeasement? Wer aufzeigen möchte, dass die christlichen Kirchen politisch überrepräsentiert werden, sollte jedenfalls nicht selbst Überrepräsentanz anstreben. (Aus ähnlichem Grund erwähnenswert scheint mir das Vorgehen der isländischen Organisation Ásatrúarfélagið, die einerseits die vorchristliche isländische Religion wiederzubeleben vorhat, andererseits sich – dort möglich, hier unmöglich – als Religionsgemeinschaft hat eintragen lassen, so dass sie von dem doch recht christlichen Konzept der Kirchensteuer profitieren kann. Säkularisierung scheint bestechlich zu sein.)
Dieser scheinbare Sieg der scheinbaren Satire über die vermeintliche politische Macht der Totenkultisten ist insofern nicht mal als Pyrrhussieg, sondern eher als Kapitulation zu begreifen; zumal’s zu kurz gedacht scheint, denn zwar ist „dann müsste man auch“ noch nie ein Argument für oder gegen irgendetwas gewesen, aber dann müsste man auch jeder anderen der von mir ungezählten Religionen und Weltanschauungen ein eigenes Schild gewähren, sofern ihre Vertreter darum bäten. Man sähe zwar den Wald vor Bäumen noch, aber Templin hinter den Schildern wirkte vermutlich recht klein.
Andererseits: Immerhin wollten sie keine Türme aufstellen, von denen herab sie zum Gebet rufen. Das gäbe ein Durcheinander!
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