Korrekt zitiert man in der Presse:
„Drei Viertel der Besucher kommen nur wegen der Tasse Glühwein zum Weihnachtsmarkt, erst danach kauf‘ ich Christbaumkugeln und gebrannte Mandeln.“
Wenn aber drei Viertel der Besucher meine Einschätzung teilen, dass man die miserable Gastronomie auf solchen Märkten nüchtern ebenso wenig erträgt wie die abscheulichen Bretterbuden mit den lieblos drangezimmerten Christentumsmotiven, in denen hässlicher Kitsch an geschmacklose Hausfrauen zu teuer verkauft wird, während man mit unfassbar langweiliger Beschallung Informationen über Glocken und Schnee ins wehrlose Ohr reingedudelt bekommt, wenn also die große Mehrheit der Besucher von Weihnachtsmärkten völlig zutreffend feststellt, dass sie von dem als besinnlich missverstandenen Zuckerwatteland eigentlich vor allem gelangweilt wäre, weshalb ihnen nur das Reinzimmern hinreichender Mengen qualitativ minderwertigen Alkohols einen schönen Abend zu bereiten vermöge: Wäre es dann nicht eine sich geradezu aufdrängende Idee, den Budenzauber ab sofort einfach wegzulassen und künftig vollständig auf mobile Bier- und Whiskybars zu setzen, für die dann auch mehr Platz zur Erweiterung des Sortiments wäre?
Dann würde ich vielleicht auch mal wieder hingehen.
Glühwein ist tatsächlich alte deutsche Weinkultur. Es war früher wohl üblich seinen sauren Wein mit diversen Zusätzen trinkbar zu machen. Beim Bier gabs ja dann dieses Reinheitsgebot, danach durfte keine Tollkirsche mehr in den Braukessel. Aber beim Wein waren solche Späße üblich. Deswegen sind deutsche Qualitätsweine Sortenrein. Eben weil früher alles wild zusammengekippt wurde. Wei beim Glühwein.