(Vorbemerkung: Ein Rant, keineswegs zur inhaltlichen Auseinandersetzung gedacht.)
Die Idiokratie schreitet voran. Seit in der Linuxwelt mit „Docker“ endlich ein werbetauglicher Name für das unter BSD schon längst nicht mehr bemerkenswerte Konzept der virtuellen „Container“ gefunden wurde, halten Entwickler es für ratsam, den Benutzern ihrer Produkte gar nicht mehr zumuten zu wollen, halbwegs zu wissen, was gerade passiert. Die scheußliche, praxisuntaugliche Forensoftware Discourse ließe sich wahrscheinlich auch manuell installieren, empfohlen wird aber eine Installation „per Docker“. Bloß nicht zu viel nachdenken lassen, das passiert alles automatisch. Automatisch ist gut. Noch etwas blöder sind eigentlich nur noch die Witzbolde von Let’s Encrypt, die für ihre prophezeite Zukunft des SSL-Verschlüsselns gern eine Python-VM, Docker und noch einige Wunderlichkeiten hätten. Is‘ ja Open Source, kannste ja reingucken, also muss dich gar nicht interessieren, was da gerade vor sich geht.
Wenn eine konzeptionell nicht furchtbar umfangreiche Software eine eigene Umgebung braucht, um unterstützenswert zu laufen, dann funktioniert sie nicht. Ein Administrator, der sich darauf verlässt, dass ein System, das sich sozusagen mit Sack und Pack selbst installiert, schon keinen Unfug anrichten wird, sollte niemals die Erlaubnis bekommen, ein Firmennetzwerk oder – noch schlimmer – einen Webserver zu warten. Ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Internet sieht anders aus.
JavaScript, das irgendwelche Sicherheitslücken ausnutzt, lässt sich mittlerweile in Bildern verstecken. Hat euer Browser immer noch kein uMatrix? Ach so, ich verstehe: So viel klicken wollen wir ja alle nicht. Kann ja nichts passieren. Snowden hat seine Schuldigkeit getan, Snowden kann gehen. Diese Website sagt, ihr sollt kryptische, teilweise verschlüsselte Befehle in eure Kommandozeile eingeben, wenn ihr SSL auf eurer Website einsetzen wollt. Wovor sollte man sich auch Sorgen machen? Entpackt einfach diesen Container, startet diese virtuelle Umgebung, lasst unsere Software alles installieren, was sie braucht. Ihr müsst nicht wissen, was der Rechner, für den ihr rechtlich verantwortlich seid, gerade eigentlich rechnet. Wir wissen, was gut für euch ist. Is‘ ja Linux. Is‘ ja sicher.
Ich befürworte übrigens immer noch einen Pflichtführerschein für Internetnutzer. Wer nachweislich zu doof oder zu faul für wenigstens ein Mindestmaß an Verantwortungsbewusstsein in Netzwerken ist, der sollte das Recht auf Internet verwehrt bekommen. Im Straßenverkehr funktioniert das doch auch.
Jehova! Jehova!
Beim Straßenverkehr gibt’s auch Alternativen wie Taxi oder öffentliche Verkehrsmittel. Das stelle ich mir beim Internet schwierig vor, aber ich bin ja auch denkfaul ;-).
Oder zu doof.
Im Internet gibt es doch auch Alternativen: Andere die Arbeit machen lassen, die sich auskennen.